In meinen „Variationen über ein eigenes Thema“ für Klavier (2008) verbinde ich klassische Traditionen mit zeitgenössischen Effekten. Das Thema ist sehr frei (ohne Metrum), wie ein Spaziergang, den man schlendernd, ohne genaues Ziel, beginnt. Ungefähr in der Mitte der Komposition ist der Übergang von den Tasten in den Innenraum des Flügels, gleichsam als Blick in eine andere Ebene, eine andere Welt. Hinter der Variationenform scheint die Sonatensatzform durch. So könnte man diesen meditativen Mittelteil auch als zweiten Satz auffassen. Alle Effekte werden ausschließlich mit den Händen (Fingern, Faust, Handfläche, Fingernägeln) ausgeführt. Ich verwende keine Hilfsmittel, wie sie oft in zeitgenössischer Musik eingesetzt werden (Klammern, Schrauben, Münzen, Rohre, etc.). Am Ende dieser Episode wird zugleich auf den Tasten und im Innenraum (auf den Saiten) gespielt. Es entsteht ein Marsch, für mich so etwas wie der „Marsch der Bürokraten“ (oder doch ein „Marsch gegen die Bürokraten“ ?), der uns vollends in die Realität, sprich zum Spiel nur auf den Tasten, zurückholt – wie der Beginn eines 3. Satzes. Am Schluss der Komposition steht, derTradition entsprechend, eine Fuge, der noch ein kurzes Nachspiel folgt, welches durch einen ungewöhnlichen Effekt der Pedale beendet wird.